Siglind Bruhn
 
Henri Dutilleux

Jede Note auf der Goldwaage gewogen

    Henri Dutilleux (1916-2013) ist zusammen mit Olivier Messiaen und Pierre Boulez einer der drei großen französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sein Geburtsjahr fällt zwischen die der beiden Landsleute: Messiaen war 8 Jahre älter, Boulez 9 Jahre jünger als Dutilleux. Beide schätzte er, keinem schloss er sich an. Weder Messiaens religiös bestimmte Thematik und auf eigenen Modi basierende Tonsprache noch Boulez’ radikaler Serialismus entsprachen seinem ästhetischen Empfinden.
     Eine deutschsprachige Gesamtdarstellung zum Œuvre dieses bedeutenden Komponisten fehlte bisher. Diese Lücke möchte das vorliegende Buch schließen. Jedes der Werke, von denen Dutilleux sich nicht später distanzierte, indem er sie als unreife Jugendwerke oder Gelegenheitsarbeiten einstufte, wird hier mit seinem Entstehungskontext eingeführt, im Blick auf eventuelle außermusikalische Einflüsse, besonders aus Literatur und bildender Kunst, beleuchtet und hinsichtlich Struktur, Thematik und Tonsprache analysiert. Die Anordnung der Kapitel folgt der Chronologie der Fertigstellung. Sie überspannt einen Zeitraum von 66 Jahren.