Uta-D. Rose
Die Komplexität politischen Handelns
DieLiberalismus-Kommunitarismus-Debatte im
Lichte des Denkens von Hannah Arendt
Im Ausgang von den phänomenologischen Erträgen aus den Werken Hannah Arendts und in deren Weiterentwicklung wird die Liberalismus-Kommunitarismus-Debatte zur Lage des politischen Gemeinwesens in phänomenologischer Perspektive erweitert und fundiert. Die Debatte ist dabei eingegrenzt auf die direkte Auseinandersetzung einiger Kommunitaristen mit John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit.
Die Interdependenz von Handeln und politischer Welt – ein zentraler Gedanke Hannah Arendts, der die Untersuchung leitet – ist das Spielfeld für die Rückgewinnung der konkreten Dimension des politischen Handelns. Den Ausgangspunkt bildet die politische Freiheit, wie sie sich unter Rekurs auf Alltagserfahrungen zeigt und mithin erfahrbar wird. Im Fortgang der Darstellung werden die Züge des Handelns im Sinne Hannah Arendts immer wieder mit den Absichten der nicht phänomenologischen Autoren konfrontiert, wobei deutlich wird, inwiefern sie die Phänomene des Handelns und die Erfahrbarkeit politischer Freiheit sehen oder verfehlen.
Der Schauspielcharakter des Handelns, die Frage nach Sein und Schein und die Ästhetik der Lüge führen zu einer an Hannah Arendt anschließenden originellen eigenen Beschreibung der Urteilskraft, die im Interdependenzgefüge von Handeln und politischer Welt und in Auseinandersetzung mit Kants einschlägigen Paragraphen aus der Kritik der Urteilskraft aufscheint. In Fortführung Arendtscher Ansätze zeigt die Autorin, dass Hannah Arendt der Urteilskraft einen politischen Charakter zuerkannt hätte, wenn sie noch zur Ausführung ihrer Gedanken zum Urteilen gekommen wäre.
Die Durchmusterung der Phänomene des Handelns und der verschiedenen Möglichkeiten des Urteilens lässt bisher so nicht gesehene Bezüge zutage treten. Sie kann darüber hinaus für die politische Bewusstseinsbildung fruchtbar gemacht werden, die sich in der Formulierung bestimmter Aufgaben und Ansprüche konkretisiert.
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